Die wissenschaftlichen Geheimnisse der Hunde-Nachtsicht
- Hundeschule unterHUNDs
- 20. Sept. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 22. Juni
Hunde können deutlich besser sehen als wir – zumindest, wenn es dunkel wird. Ihre außergewöhnliche Nachtsicht ist das Ergebnis einer langen evolutionären Anpassung als dämmerungs- und nachtaktive Jäger.
Doch wie genau funktioniert die Hunde-Nachtsicht? Und was unterscheidet sie dabei von anderen Tieren wie Katzen oder vom Menschen?

Warum können Hunde im Dunkeln besser sehen?
Hunde verfügen über mehrere biologische Besonderheiten, die ihnen eine deutlich bessere Sicht bei schlechten Lichtverhältnissen ermöglichen. Diese Eigenschaften betreffen vor allem den Aufbau des Auges.
Mehr Stäbchenzellen in der Netzhaut
In der Netzhaut befinden sich zwei Arten von lichtempfindlichen Zellen:
Stäbchenzellen – zuständig für das Sehen bei Dunkelheit
Zapfenzellen – zuständig für Farbsehen und Details bei Tageslicht
Hunde besitzen einen deutlich höheren Anteil an Stäbchenzellen als Menschen. Dadurch sind sie viel lichtempfindlicher und können bei Dunkelheit mehr wahrnehmen.
Tapetum lucidum – der Lichtverstärker
Hinter der Netzhaut von Hunden befindet sich eine reflektierende Schicht, das Tapetum lucidum. Diese reflektiert einfallendes Licht ein zweites Mal durch die Netzhaut – so wird mehr Licht genutzt, als bei Menschen möglich wäre.
Daher leuchten Hundeaugen bei Nacht, wenn Licht darauf fällt – etwa im Scheinwerferlicht.
Größere Pupillen – mehr Licht
Die Pupillen von Hunden sind größer als die von Menschen. Das bedeutet: mehr Licht gelangt ins Auge, was die Sicht bei schwachem Licht deutlich verbessert.
Bewegungssinn und Tiefenwahrnehmung
Hunde sind exzellent darin, Bewegungen zu erkennen – auch in der Dämmerung.Zusätzlich verfügen sie über gutes binokulares Sehen, also die Fähigkeit, mit beiden Augen gleichzeitig einen Bereich zu erfassen. Das verbessert ihre Tiefenwahrnehmung, was bei der Jagd enorm vorteilhaft ist.
Wie sehen Hunde bei Dunkelheit?
Hunde sehen bei Nacht deutlich besser als Menschen – aber nicht so scharf oder farbig.
Sie nehmen vor allem Graustufen wahr
Einige Farben wie Gelb und Blau können sie erkennen
Ihre Sehschärfe im Dunkeln ist etwa sechsmal besser als die des Menschen
Gleichzeitig sind sie im Hellen nicht so detailgenau – der Nachteil ihrer Spezialisierung.
Gibt es Nachteile bei der Hundesicht?
Ja – trotz ihrer überlegenen Nachtsicht haben Hunde:
eine eingeschränktere Farbwahrnehmung
eine geringere Sehschärfe bei Tageslicht
weniger Detailsicht als Menschen
Deshalb verlassen sich Hunde stark auf andere Sinne – insbesondere Geruch und Gehör, die bei Nacht besonders hilfreich sind.
Hunde vs. Katzen – Wer sieht besser im Dunkeln?
Katzen gelten als die wahren Nachtsichtmeister. Im direkten Vergleich:
Merkmal | Hund | Katze | Mensch |
Stäbchendichte | Hoch | Sehr hoch | Mittel |
Tapetum lucidum | Ausgeprägt | Sehr stark ausgeprägt | ❌ Nicht vorhanden |
Pupillengröße | Groß | Sehr groß (vertikal schlitzförmig) | Relativ klein |
Nachtsichtleistung | Hoch | Sehr hoch | Gering |
Detailerkennung bei Tag | Mäßig | Besser als Hund | Sehr gut |
Farberkennung | Eingeschränkt (v. a. Gelb/Blau) | Eingeschränkt (ähnlich dem Hund) | Sehr gut (alle Farben) |
Bewegungserkennung bei Dunkelheit | Sehr gut | Exzellent | Eingeschränkt |
Einige Hunderassen mit großen Augen (z. B. Windhunde, Huskys) haben eine besonders gute Nachtsicht – erreichen aber trotzdem nicht das Niveau einer Katze.
Fazit: Nachtsicht als evolutionärer Vorteil
Die Nachtsicht des Hundes ist ein evolutionäres Meisterwerk. Sie beruht auf:
vielen Stäbchenzellen
einer reflektierenden Schicht im Auge
großen Pupillen
und einem sehr feinen Bewegungssinn
Zwar können Hunde keine Farben wie wir erkennen – doch sie sehen in der Dunkelheit, was für uns verborgen bleibt. Und wenn sie dann noch ihre feine Nase und ihre Ohren einsetzen, entgeht ihnen fast nichts – ganz gleich, wie dunkel es ist.