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Mythos Kampfhund: Warum Rasselisten in die Irre führen

Aktualisiert: 16. Juli

Der Mythos Kampfhund ist ein hartnäckiges Vorurteil, das bestimmten Hunderassen pauschal Gefährlichkeit und Aggressionspotenzial unterstellt. Rassen wie American Staffordshire Terrier, Rottweiler oder Pitbull werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft stigmatisiert – zu Unrecht.

Denn: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass bestimmte Rassen grundsätzlich aggressiver sind als andere. Vielmehr hängt das Verhalten eines Hundes von individuellen Faktoren ab – nicht von seiner Rasse.

Mythos Kampfhund

Wie entstand der Mythos Kampfhund?

Die Vorstellung vom „gefährlichen Kampfhund“ ist das Ergebnis verschiedener gesellschaftlicher Einflüsse, die sich gegenseitig verstärken. Drei Faktoren sind besonders prägend:

1. Sensationspresse und mediale Verzerrung

Medienberichte über Hundebisse berichten häufig über Vorfälle mit bestimmten Rassen – oft, weil die Namen der Rassen markanter klingen oder das Bildmaterial stärker emotionalisiert.

📌 Fakt: Eine US-Studie des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) fand heraus, dass nur 6,2 % der Bissvorfälle von Hunden aus den sechs häufigsten „Kampfhund“-Rassen stammten. Die Mehrheit der Beißvorfälle ging von anderen Rassen oder Mischlingen aus.

Medien greifen aber überproportional häufig auf bestimmte Hunderassen zurück – was die öffentliche Wahrnehmung verzerrt und zur Pauschalisierung beiträgt.

2. Rasselisten und gesetzliche Verbote

In vielen Ländern – auch in Teilen Deutschlands – sind bestimmte Rassen per Gesetz als „gefährlich“ eingestuft. Sie unterliegen Maulkorb- und Leinenzwang oder dürfen gar nicht gehalten werden.

📌 Studienbefund: Laut einer Untersuchung der University of California, Davis landen Hunde aus gelisteten Rassen häufiger in Tierheimen und werden öfter Opfer von Gewalt als Hunde ohne Rassestempel.

Rasselisten verstärken also nicht nur den Mythos Kampfhund – sie schaffen auch reales Leid für Tiere und Halter.

3. Soziale Vorurteile und Rasseprofiling

Viele Menschen haben tief verankerte Ängste oder Vorurteile gegenüber bestimmten Hunderassen – unabhängig von eigenen Erfahrungen. Diese Vorurteile werden oft sozial vermittelt oder durch Einzelereignisse verstärkt.

📌 Wissenschaftlich belegt: Eine Studie der University of California, Los Angeles zeigte, dass Menschen mit bestehenden Vorurteilen gegenüber bestimmten Hunderassen diese auch dann als aggressiver einschätzten, wenn das beobachtete Verhalten neutral oder freundlich war.

Warum der Mythos Kampfhund gefährlich ist

Der Mythos Kampfhund ist nicht nur sachlich falsch, sondern hat reale Folgen:

  • Unfaire Diskriminierung bestimmter Rassen

  • Erschwerte Vermittlung in Tierheime

  • Erhöhtes Risiko der Euthanasie

  • Leinen- und Maulkorbzwang trotz unauffälligem Verhalten

  • Gefährdung der Mensch-Hund-Beziehung durch Angst und Misstrauen

Dabei gilt: Jeder Hund ist ein Individuum. Sein Verhalten hängt ab von:

  • Genetik und Epigenetik

  • Sozialisierung in der Welpenzeit

  • Haltungsbedingungen und Umwelt

  • Training und Erfahrungen mit dem Menschen

Kampfhund? Oder einfach ein Hund?

Begriffe wie „Kampfhund“ oder „Listenhund“ sind emotional aufgeladen, aber fachlich nicht haltbar. Kein Hund wird aggressiv geboren. Auch sogenannte „Kampfhunderassen“ können:

  • liebevoll im Familienumfeld leben

  • als Therapie- oder Besuchshunde arbeiten

  • sportlich erfolgreich sein

  • freundlich, verträglich und sozial agieren

Das gilt für den Staffie wie für den Dackel – Gefährlichkeit ist kein Rassemerkmal, sondern Kontext- und Erziehungsfrage.

Fazit: Der Mythos Kampfhund gehört abgeschafft

Der Mythos Kampfhund beruht auf Fehlinformationen, medialer Verzerrung und politischen Kurzschlüssen. Statt pauschalen Verboten braucht es:

  • Aufklärung über Hundeverhalten & Erziehung

  • Fokus auf individuelle Gefährlichkeit statt Rasselisten

  • Förderung der Sachkunde von Hundehaltern

  • Unterstützung für verantwortungsvolle Haltung und Ausbildung

Hunde sind keine Sündenböcke – und Rassen keine Bedrohung. Lass uns gemeinsam ein Bewusstsein dafür schaffen, dass alle Hunde Individuen sind, die fair und differenziert behandelt werden sollten.



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Häufige Fragen zum Thema „Kampfhund“


Was du über Rasselisten, Vorurteile und Verhalten wissen solltest



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