Hund-Mensch-Kommunikation
- Hundeschule unterHUNDs

- 1. Nov. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli
Die Rolle der Domestikation
Durch Jahrtausende der Domestikation haben Hunde nicht nur gelernt, mit Menschen zu leben – sie haben auch Fähigkeiten entwickelt, die sie in die Lage versetzen, menschliches Verhalten zu deuten und gezielt mit uns zu kommunizieren (Pongrácz, 2003; Miklósi, 2011).
Einige Beispiele:
Hunde folgen dem menschlichen Fingerzeig (im Gegensatz zu Wölfen) und erkennen, dass ein Mensch damit auf etwas hinweisen möchte.
Sie lesen unsere Körpersprache, registrieren kleinste Veränderungen im Gesichtsausdruck oder in der Körperhaltung.
Sie reagieren auf unsere Stimme – nicht nur auf den Inhalt, sondern auf Tonlage, Rhythmus und Lautstärke.

Kommunikation ist Beziehung – und Bindung ist die Voraussetzung
Damit Kommunikation zwischen Hund und Mensch gelingt, braucht es Vertrauen und Bindung. Hunde sind soziale Wesen mit einer angeborenen Bereitschaft, enge Bindungen zu Menschen aufzubauen (Prato-Previde, 2003; Topál, 2005). Diese Bindung erleichtert die wechselseitige Verständigung erheblich.
Ein sicher gebundener Hund wird:
den Kontakt zu seinem Menschen suchen (z. B. durch Blickkontakt),
sich an ihm orientieren,
seine Signale ernst nehmen,
schneller lernen und kooperativer sein.
Wie Hunde mit uns „reden“
Hunde zeigen arttypisches Verhalten – auch gegenüber Menschen
Studien zeigen, dass Hunde mit Menschen ähnlich kommunizieren wie mit Artgenossen – mit Blicken, Körperhaltung, Annäherung oder Rückzug. Dabei setzen sie ihre natürlichen Ausdrucksformen ein und erwarten, dass wir sie verstehen (Feddersen-Petersen, 2004).
Beispiele:
Ein Hund dreht den Kopf weg, leckt sich über die Schnauze oder gähnt: Das sind Beschwichtigungssignale, die oft übersehen werden.
Der Hund „grinst“ mit offenem Maul und entspannten Augen – das wird oft als „Lächeln“ interpretiert, ist aber ein Ausdruck von Wohlbefinden (Feddersen-Petersen, 2008).
Intensives Bellen kann unterschiedlich motiviert sein: zur Warnung, zum Spiel oder aus Unsicherheit. Auch das wurde im Lauf der Domestikation differenzierter.
Hunde verstehen uns – auf mehreren Ebenen
Blickkontakt: Hunde nutzen bewusst Blickkontakt, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Informationen einzuholen.
Zeigegesten verstehen: Hunde sind in der Lage, verschiedenen Zeigegesten zu folgen – auch dann, wenn kein direktes Futter sichtbar ist (Hare, 1999; Topál, 2009).
Tonfall und Stimmung: Ein ruhiger, freundlicher Ton wirkt beruhigend – während Schärfe in der Stimme oft Stress auslöst.
Nonverbale Signale: Hunde reagieren häufig eher auf unsere Haltung oder Bewegung als auf gesprochene Worte.
Sozialisierung: Der Grundstein für Kommunikation
Die ersten Lebenswochen sind entscheidend: Zwischen der 3. und 14. Lebenswoche lernt ein Welpe, wie Kommunikation mit Menschen funktioniert. Wird der Hund in dieser Zeit nicht an Menschen, Umweltreize und Sozialkontakt gewöhnt, können spätere Kommunikationsprobleme auftreten (Udell, 2010).
Eine gute Sozialisierung bedeutet:
positive Kontakte zu vielen unterschiedlichen Menschen,
ruhiges und vielfältiges Umwelttraining,
Gewöhnung an Körpersprache, Stimme, Gerüche und Berührungen.
Häufige Missverständnisse – und wie du sie vermeidest
Vermenschlichung
Hunde sind keine kleinen Menschen. Wenn wir sie wie solche behandeln, kommt es leicht zu Missverständnissen:
Der Hund hat nicht „absichtlich ungezogen“ gehandelt, sondern hatte ein Bedürfnis.
„Schuldgefühle“ nach einem Fehlverhalten sind meist eine Reaktion auf die Körpersprache des Menschen – kein Schuldbewusstsein im menschlichen Sinne.
Kommunikationsprobleme vermeiden
Lerne die Körpersprache deines Hundes kennen: Was bedeutet es, wenn er sich abwendet, gähnt oder sich klein macht?
Achte auf deine eigene Körpersprache: Ist sie klar, ruhig und konsistent?
Setze Sprache gezielt ein – mit klarer Tonlage, Wiederholbarkeit und ohne übermäßige Emotion.
Nonverbale Kommunikation: Die „Muttersprache“ des Hundes
Hunde kommunizieren hauptsächlich über:
Bewegung und Körperspannung
Stellung von Kopf, Rute und Ohren
Tonlage und Lautäußerungen
Gerüche und hormonelle Signale
Diese Form der Kommunikation geschieht oft blitzschnell und wird von uns Menschen leicht übersehen. Gleichzeitig reagieren Hunde auf kleinste nonverbale Hinweise von uns – etwa ein verändertes Atemmuster, ein angespannter Blick oder ein Abwenden der Schultern.
Fazit: Kommunikation ist ein wechselseitiger Prozess
Die Verständigung zwischen Hund und Mensch basiert auf gegenseitiger Anpassung, Lernfähigkeit und sozialer Bindung. Sie gelingt dann besonders gut, wenn:
der Hund gelernt hat, menschliche Signale zu deuten,
der Mensch die Ausdrucksformen seines Hundes versteht,
beide Partner einander Vertrauen und zuhören.
Wer seinen Hund wirklich „lesen“ lernt, schafft die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben, effektives Training und eine tiefe, respektvolle Beziehung.

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