Der MDR1-Gendefekt ist eine genetische Mutation, die vor allem bei bestimmten Hütehund-Rassen wie Australian Shepherds, Collies, Shetland Sheepdogs, Longhaired Whippets und anderen vorkommt. Diese Mutation betrifft das MDR1-Gen (Multi-Drug Resistance Gene), das für einen wichtigen Transporter im Gehirn codiert. Dieser Transporter schützt das Gehirn, indem er bestimmte Medikamente aus dem Zentralnervensystem fernhält.
Bei Hunden mit einem MDR1-Gendefekt funktioniert dieser Mechanismus nicht richtig. Das bedeutet, dass Medikamente, die normalerweise nicht ins Gehirn gelangen würden, in hohen Konzentrationen eindringen können. Dies kann zu schweren Nebenwirkungen oder sogar zum Tod führen.
Welche Medikamente sind gefährlich?
Hunde mit dem MDR1-Gendefekt können auf eine Vielzahl von Medikamenten überempfindlich reagieren. Zu den besonders problematischen Substanzen gehören:
Antiparasitika: Ivermectin, Selamectin, Milbemycinoxim.
Antibiotika: Chloramphenicol.
Krebsmedikamente: Vincristin, Vinblastin, Doxorubicin.
Schmerzmittel: Ibuprofen, Diclofenac.
Antidepressiva: Fluoxetin, Sertralin.
Antiepileptika: Phenobarbital, Primidon.
Herzmedikamente: Digoxin.
Blutverdünner: Warfarin.
Symptome einer Medikamentenvergiftung bei MDR1-Trägern
Vergiftungen können sich durch folgende Symptome äußern:
Erbrechen
Durchfall
Tremor (Zittern)
Koordinationsstörungen
Krämpfe
Koma
Je nach Medikament können die Auswirkungen variieren, aber alle Vergiftungserscheinungen stellen einen medizinischen Notfall dar und erfordern sofortige tierärztliche Hilfe.
Diagnose und Prävention
Diagnose: Ein einfacher DNA-Test kann feststellen, ob ein Hund Träger oder homozygot (doppelt betroffen) für den MDR1-Gendefekt ist. Der Test ist bei vielen Tierärzten oder spezialisierten Labors verfügbar.
Prävention:
Vermeide Medikamente, die gefährlich für MDR1-Träger sind, und konsultiere immer deinen Tierarzt vor der Verabreichung.
Bewahre Medikamente außerhalb der Reichweite deines Hundes auf.
Informiere dich über mögliche alternative Behandlungen.
Umgang mit gesundheitlich beeinträchtigten Hunden im Alltag
Neben dem MDR1-Gendefekt können Hunde auch unter weiteren Erkrankungen oder Symptomen leiden, wie Ataxie, Hypermetrie, Hyperästhesie, Orientierungslosigkeit, Tremor, Mydriasis, Blindheit oder Erbrechen (Vomitus). Diese Probleme stellen besondere Herausforderungen dar, sowohl für die körperliche als auch für die psychische Gesundheit der Tiere.
1. Umgang mit körperlichen Einschränkungen
Ataxie und Hypermetrie (Bewegungsstörungen):
Sturzgefahr minimieren: Verwende rutschfeste Unterlagen wie Teppiche oder Antirutschmatten.
Unterstütze den Hund mit einem Hebegeschirr bei Bewegungen.
Physiotherapie kann helfen, Bewegungsabläufe zu stabilisieren und die Muskulatur zu stärken.
Hyperaesthesie (Überempfindlichkeit):
Schaffe eine reizreduzierte Umgebung mit wenig Lärm, gedämpftem Licht und klaren Routinen.
Achte auf sanfte Berührungen und vermeide plötzliche oder überraschende Reize.
Orientierungslosigkeit:
Nutze taktile oder akustische Hilfsmittel, wie Teppichstreifen oder Glocken, um Orientierungspunkte zu schaffen.
Halte die Umgebung möglichst konstant und vermeide häufige Umstellungen von Möbeln.
Tremor und Zittern:
Sorge für Wärme, z. B. durch Hundedecken oder Hundekleidung, wenn Zittern durch Kälte ausgelöst wird.
Beobachte, ob Schmerzen die Ursache sind, und suche tierärztlichen Rat.
Blindheit:
Führe den Hund mit klaren, gleichbleibenden Kommandos und verwende akustische Signale zur Orientierung.
Erleichtere die Navigation durch das Aufstellen von festen Markierungen oder Geruchssignalen.
Vomitus (Erbrechen):
Gebe kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten, z. B. Schonkost (gekochtes Hühnchen, Reis).
Stelle sicher, dass der Hund immer Zugang zu frischem Wasser hat, um Dehydration zu vermeiden.
2. Umgang mit psychischen Einschränkungen
Angst durch Kontrollverlust und Schmerzen:
Beruhigende Maßnahmen wie das Schaffen eines sicheren Rückzugsorts und die Verwendung von entspannender Musik oder Duftstoffen (z. B. Lavendel) können helfen.
Positive Verstärkung und Geduld sind essenziell, um dem Hund Sicherheit zu geben.
Beschäftigung:
Beschäftigungsspiele und Übungen sollten an die Fähigkeiten des Hundes angepasst werden, um Frustration zu vermeiden.
Fördere den Hund geistig, z. B. durch Schnüffelspiele, die auch für blinde oder bewegungseingeschränkte Hunde geeignet sind.
