Überimitation bezeichnet das Verhalten, bei dem ein Individuum nicht nur die relevanten, sondern auch die irrelevanten oder unnötigen Handlungen eines Modells kopiert. Dieses Phänomen ist vor allem von Menschen, insbesondere Kindern, bekannt, wurde aber auch bei anderen Tieren wie Schimpansen und Keas beobachtet. Doch wie sieht es bei Hunden aus?
Studien zu Überimitation bei Hunden
Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Hunde durchaus dazu neigen, Handlungen ihrer Bezugspersonen nachzuahmen – allerdings oft mit einer pragmatischeren Herangehensweise als Menschen.
Klassische Imitationsforschung: Hunde sind fähig, durch das sogenannte Do as I do-Training spezifische Verhaltensweisen gezielt nachzumachen. Dabei lernen sie, eine gezeigte Aktion bewusst zu replizieren.
Überimitation-Experimente:
Eine bekannte Studie von Range et al. (2011) untersuchte, ob Hunde unnötige Handlungen imitieren. Die Forscher zeigten den Hunden eine Aufgabe, bei der eine Futterbox geöffnet werden sollte. Wenn der Mensch dabei die Hände frei hatte und trotzdem eine ineffiziente Methode nutzte (z. B. die Schnauze statt der Hände), übernahmen die Hunde meist die effizientere Methode (die Pfoten).
Wurde jedoch die gleiche ineffiziente Handlung von einem Artgenossen gezeigt, folgten die Hunde ihr eher, auch wenn sie nicht die optimale Lösung war.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Hunde sich stark an der Effizienz einer Handlung orientieren – sie imitieren eher, wenn es einen erkennbaren funktionalen Nutzen gibt. Das unterscheidet sie von Menschenkindern, die oft selbst dann unnötige Schritte übernehmen, wenn diese keinen ersichtlichen Zweck erfüllen.
Warum überimitieren Hunde nicht wie Menschen?
Soziale vs. funktionale Lerntheorie: Menschenkinder imitieren oft, um sich sozial anzupassen oder um Regeln zu erlernen, auch wenn diese keinen direkten Nutzen haben. Hunde dagegen scheinen stärker auf das Ziel einer Handlung fokussiert zu sein.
Domestikationseffekte: Während Hunde hochgradig auf menschliche Kommunikation und Kooperation eingestellt sind, nutzen sie oft eigene Lösungswege, anstatt sich blind an ineffiziente Strategien zu halten.
Kontextabhängigkeit: Hunde können lernen, dass Menschen ihnen Informationen geben, aber sie hinterfragen oft die Notwendigkeit bestimmter Schritte.
Praxisrelevanz für Hundetraining
Effizienz zählt: Trainer sollten sich bewusst sein, dass Hunde nicht jeden Schritt einer Demonstration exakt nachahmen, sondern sich an das für sie Sinnvollste halten.
Soziale Orientierung vs. Eigenständigkeit: Während manche Hunde stärker nachmachen, entwickeln andere ihre eigenen Strategien. Der individuelle Charakter und die Lernerfahrung spielen eine Rolle.
"Do as I do" als Trainingsmethode: Für Hunde, die gut mit Imitationslernen umgehen können, bietet dieses Training eine spannende Möglichkeit, neue Verhaltensweisen zu etablieren.